Falsch verstandene Angst vor Flüchtlingen?

Ja, ich wollte nicht mehr wirklich etwas dazu schreiben. Aber mir wurde ein Gedanke zugespielt, den ich jetzt einfach mal verarbeiten muss. Das Thema Flüchtlinge wird uns eh noch Monate oder Jahre beschäftigen. Und ich kann mich dem ja eh nicht gänzlich verschließen. Deshalb nehme ich mich des Gedankens einfach mal an und schreibe – darüber nachdenkend – einfach mal etwas auf. Erwarten Sie jetzt aber keine bahnbrechende Erkenntnis. Es ist nur ein Gedanke und meine Meinung dazu.

Ich habe nichts gegen Flüchtlinge, aber…

Ich kenne jede Menge Leute, die prinzipiell erstmal nicht in die rechte Ecke gehören. Die kennen auch jede Menge zugewanderte Leute und sind weltoffen und all das. Trotzdem finden die das nicht gut, was derzeit in Sachen Flüchtlingen passiert. Einerseits sehen Sie die vielen Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, andererseits sehen die aber auch die Anfeindungen und die Gewalt und all das, was da im Zuge dessen alles auf die Städte und Gemeinden zukommt. Und da haben die einfach mal Sorge.

Diese Sorge ist begründet. Da können sich diese militanten Demonstranten, die auf PEGIDA-Demonstranten Steine werfen, über „Ich habe nichts gegen Flüchtlinge, aber…“ motzen, wie sie wollen. Wenn jemand einfach Angst um die eigene Habe haben, dann kommen auch mal solche Äußerungen zustande. Und die haben nicht unbedingt Angst davor, dass denen Haus und Hof weggenommen wird oder die Flüchtlinge sich durch die Stadt klauen. Sondern die haben Angst davor, dass durch den rechten Terror gegen (vorgesehene) Flüchtlingsheime Haus und Hof Schaden nehmen.

Klare Flagge zeigen?

Wenn ich da immer sehe, dass man sich klar positionieren soll, schnappt mir das Messer in der Tasche auf. Es gibt nur zwei Meinungen, die akzeptiert sind: Entweder brülle ich „Refugees welcome“ oder „Ausländer raus“ oder so. Gibt es denn irgendwas dazwischen? Vor allem vor dem Hintergrund, dass Verfechter der beiden Meinungen die jeweils andere gern mal mit Gewalt bekämpfen. Und dazwischen stehen all diejenigen, die selbstverständlich nichts gegen Ausländer im Allgemeinen und Flüchtlinge im Speziellen haben. Und die blicken mit Sorge in die Zukunft.

Nein, ich halte überhaupt nichts davon, eine extreme Meinung zu vertreten. Wenn irgendwer von der linken Seite jeden als Idioten abstempelt, der die Meinung vertritt, dass man in der Tat den Hintergrund eines jeden Flüchtlings beleuchten muss, den Anspruch überprüfen muss und all das, dann habe ich dafür kein Verständnis. Wenn aber rechte Idioten geplante Flüchtlingsunterkünfte anzünden, habe ich ebenso wenig Verständnis. Und dazwischen stehen die, die einfach Angst davor haben, dass unsere Gesellschaft von Gewalt dominiert wird. Und die werden beschimpft und ausgelacht.

Immigrants – Welcome to Germany

Das Bild oben ist ein Sinnbild. Man darf sich einfach nicht davor verschließen, dass Deutschland eben keine Insel der Glückseligen ist. Einerseits gibt es natürlich die Zuwanderung, die selbstverständlich gewollt ist. Viele deutsche Jugendliche wollen einfach ein paar Berufe nicht erlernen, weshalb die Fachkräfte dafür aus dem Ausland kommen. Andererseits gibt es die notwendige Hilfe für diejenigen, die vor Terror und Krieg flüchten, die auch in jedem Fall weiter betrieben werden muss. Und dann gibt es die, die eventuell wegen besserer sozialer Verhältnisse hierher kommen.

Das ist ein Umstand, der in jedem Fall bedacht werden muss. Ich kann es durchaus verstehen, dass Menschen aus weniger entwickelten Ländern gern nach Deutschland kommen. Aber ich denke halt, dass vorerst die Kriegsflüchtlinge dringender Hilfe brauchen. Nur weil die Arbeitslosigkeit in Sarajevo höher ist als in Saarbrücken, heißt das noch lange nicht, dass das ein Grund für Asyl ist. Und das muss man unterscheiden. Ohne, dass man wegen dieser Meinung vor fliegenden Pflastersteine in Deckung gehen muss. Das ist nun einmal ein Fakt. Und deshalb ist jemand, der diese Meinung vertritt, nicht gleich ein Nazi.

Ich konnte viele Leute kennenlernen, denen man nicht vorwerfen kann, eine rechtsradikale Einstellung zu vertreten. Die haben wirklich nur berechtigte Angst davor, dass linker und rechter Terror das Land im Allgemeinen und Hab und Gut im Speziellen dauerhaft beschädigen. Die hätten auch nichts dagegen, wenn nebenan Flüchtlinge untergebracht werden. Aber die lehnen das ab, weil sie durch diesen Umstand Angst davor haben, dass ihr Haus gleich mal mit abbrennt. Und das kann es doch nicht sein, Leute.

Fazit

Es ist unsinnig, jeden, der Sorge vor der Zukunft mit Flüchtlingen hat, als Nazi hinzustellen. Die Angst hat durchaus auch deutsche Verlustängste als Ursache, weil deutsche Idioten Gewalt verbreiten. Andererseits darf nicht jeder deutsche Bürger, der der Meinung ist, es müsse genau hingeschaut werden, wer Asyl bekommen darf, als Nazi hingestellt werden und mit Steinen beworfen werden.

Es ist die graue Masse in der Mitte, die – neben den Flüchtlingen – die Leidtragenden der rechten und linken Extremisten ist. Fahrt euch doch einfach mal runter. Pro Kopf hat wohl Schweden mehr Flüchtlinge als Deutschland. Gibt es dort einen solchen Terror von links und rechts, wie es ihn in Deutschland gibt? Selbst wenn die „Rangfolge“ anders ist; ich meine halt nur. Es geht auch ohne Terror. Und wäre dieser Terror nicht, gäbe es auch weniger Ablehnung gegenüber Flüchtlingen. Oder haben Sie eine andere Meinung? Wer sagt denn, dass ich die einzig richtige Meinung habe?

Nicht falsch verstehen: „Wir wollen keine Asylantenschweine“ ist großer Mist. Brennende Asylunterkünfte auch. Fliegende Pflastersteine auf eine Menschenmasse, in der sich auch Kinder befinden können, ebenfalls. Es muss auch anders gehen. Aber was weiß ich denn schon?

8 Replies to “Falsch verstandene Angst vor Flüchtlingen?”

  1. „Viele deutsche Jugendliche wollen einfach ein paar Berufe nicht erlernen, weshalb die Fachkräfte dafür aus dem Ausland kommen.“

    Das ist nicht das Problem, sondern dass viele nach ihrem Abschluss das Land verlassen. Gern Richtung Großbritanien. Grund die schlechte Perspektive im Land, zu geringe Bezahlung, etc.
    Merke: pro Jahr verlassen 100.000 Deutsche das Land.

    Wo ist denn dieser Fachkräftemangel am Größten? Ärzte, Lehrer, Polizei… ganz allgemein über all dort wo Positionen eigentlich durch den öffentlichen Dienst zu besetzen sind, und es in der Vergangenheit auch waren.
    Grund ist die Privatisierung die unser Land meher und mehr lähmt, statt wie erhoft zu beleben. Denn private Interesse sind immer auf Geld gegründet.

    1. Oh ich bin abgeschwiffen…

      Holen wir in Folge Fachkräfte aus dem Ausland (Bulgarien, Rumänien, Ungarn etc.)
      …entsteht in diesen Ländern ein noch viel größerer Schaden, Versorgungsengpässe sind dort nicht mehr auffangbar.

      Auch der Schaden bei uns wird größer, für jede immigrierte Fachkraft verlassen 2 Deutsche mehr das Land. Denn diese werden ja nur minder bezahlt. Es entsteht eine Abwärtsspierale.

  2. Ängste haben viele, ABER…

    Wenn ich meine Ängste nach Außen zeige, muss ich auch darauf achten was mit meinen Ängsten gemacht wird. Werden diese geschürten Ängste von den Selbigen dann missbraucht, und ich lasse mich Instrumentalisieren, hab ich ein Problem. Und maschiere ich dann zusammen mit Rechten durch die Strassen, bin ich nicht mehr leidtragendes Opfer sondern bin nun selber gewaltausübender Täter. Und werde ich dann als Nazi beschimpft, dann nur zu recht. Da diese Grenzen aber gleitend sind, muss man schon sehr früh Grenzen setzen, bevor es zuspät ist. Maschiere ich erst zusammen mit einer solchen Gruppe ist der Griff zum Pflasterstein schneller getan als man denkt. Denn in der Gruppe herrscht Gruppenzwang, entweder maschiert man mit ihnen oder gegen diese.

    Daher ist es besser seine Freunde frühzeitig darauf hinzuweisen, bevor diese zu Täter werden.

    1. So, der Herr, jetzt antworte ich geballt auf alle Kommentare unter diesem Artikel.

      Es mag sein, dass viele Dinge privatisiert wurden und deshalb die Fachkräfte einfach nicht ausgebildet werden. Aber ich denke mir auch, dass der Wille zur Ausbildung eben auch vorhanden sein sollte. Und da habe ich irgendwie ein bisschen meine Zweifel.

      Wenn erst die Stellen dauerhaft nicht vernünftig besetzt werden können, weil zu wenige Menschen sich dafür haben ausbilden lassen, ist es doch eigentlich zu spät. Das schadet meiner Meinung nach auch bloß dem Land. Daher ist es doch dann besser, wenn die Stellen durch Zuwanderung besetzt werden, als dass sie frei bleiben und dadurch ein Mangel entsteht. Meine Güte, ich höre mich ja an, als sei ich von der FDP. Aber ich sehe das nun einmal so.

      Nein, ich glaube nicht, dass jeder, der auf so einer Demo mitläuft, automatisch ein gewaltausübender Täter ist. Das Problem ist doch, dass sich die Menschen, die da einfach mitlaufen, nicht verstanden fühlen. Klar sind mir die Nachrichten bekannt, dass dann die Oma den Kameramann mit „Lügenpresse“ vollbrüllt. Und natürlich ist das nicht Sinn der Sache. Aber die Oma hat eben bereits das Problem, dass sie eigentlich nur ihrem Unmut Luft machen wollte, weil die aus dem Sudetenland rausgeschmissen wurde und nach dem Krieg in Deutschland als zugewanderte Deutsche ums nackte Überleben kämpfen musste. Und jetzt liest sie in der BILD von „neueste Handys für Asylanten“ und „670 Euro für Asylanten“. Was glaubst du, wie die sich da fühlt?

      Die Täter sind die, die Flüchtlingsheime anzünden und die Steine in Menschenmassen werfen. Die Täter sind aber auch die, die es in den Krisengebieten so weit haben kommen lassen. Die Oma bei der PEGIDA-Demo nicht, die weiß es nicht besser, wie sie es anders machen soll.

      1. Die Bildzeitung schreibt viel wenn der Tag lang wird.
        Die Oma sollte endlich aufhören aus Tradition sondern aus Überzeugung wählen zu gehen.
        70% aller Wähler wählen Parteien die ihre Interessen nicht vertreten.

        Und das mit den Stellen auf die sich keiner ausbilden lassen will, stimmt schlicht und einfach so nicht.
        Bsp. Bahn: die hat als größter deutscher Arbeitgeber im Zuge der Privatisierung an sich selbst dermaßen Raubbau betrieben, dass sie jetzt die fehlenden Stellen nicht kompensieren kann. Und ja sie bildet aus sogar mit großer Zahl aber das reicht einfach nicht. Und da brauch man auch nix anderes zu sagen, denn mittlereile gibt die Bahn ihren Fehler offen zu.
        Und so ist das überall, Deutschland schafft es zum Bsp. nicht so schnell wie benötigt den Lehrermangel zu beseitigen. Denn es brauch erstmal ein paar Jahre bis diese wieder fertig mit ihrer Ausbildung sind. Und ja es wird mit Hochdruck ausgebildet.

        Aber das gibt es auch, das Töpfe ihren Deckel nicht finden. Grund ist die Unfähigkeit in den Bundesagenturen und Jobcentern. Dort findet keine Vermittlung mehr statt. Man ist mit sich selbst und den lieben Statistiken beschäftig.

        Weiter werden zwar viele Ausbildungsstellen geschaffen die aber nicht mit dem Bedarf an späteren Jobs korellieren.
        Ausbildung (durch Träger) die dann nicht mal anerkannt wird.

        Und seien wir doch mal ehrlich, nicht selten enden diese migrierten Fachkräfte als Taxifahrer. Entweder weil deren Abschlüsse nicht anerkannt werden oder es nicht die richtigen Fachkräfte sind.

        Deutschland muss endlich seine 10 Mio. Arbeitslosen oder deplatzierten Arbeitskräfte richtig einsetzen. Das ging ja in den 90ern schon los das Maurer als Tischler und umgekehrt entsendet wurden, nur um sie billiger, weil Branchen fremd, bezahlen zu können. Zeitarbeit lässt grüßen. Diese Geisel wird uns noch Kopf und Kragen kosten.

        Deutschland muss endlich zu seinen alten Werten zurückfinden, sonst wird bald ganz Deutschland zum BER.
        Schluss mit Bachelore und amerikanischen Firmensteuckturen. Die haben Deutschland nicht zu dem gemacht womit das Land sich brüstet.

        Schluss aus … nein das ist der falsche Weg.

        1. Ich finde deinen Kommentar richtig gut. Wirklich. Der geht in die richtige Richtung. Aber irgendwie ist der auch ein wenig am eigentlichen Artikel vorbei.

          Es kann schon sein, dass das stimmt, was du schreibst. Das hat jetzt aber eher weniger etwas mit den Ängsten der Bevölkerung bei den Flüchtlingen zu tun. Der Mangel an der Angebotsfront und die nicht besetzbaren Stellen gibt es aber dennoch. Und ja, die Arbeitsagenturen haben selbst ihren Teil zu dem Blödsinn beigetragen. Aber ich denke nicht, dass deshalb Flüchtlingsunterkünfte angezündet werden.

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