Fast richtige Nachrichten: Wie Falschmeldungen wirken

Fast richtige Nachrichten sind eine ganz eigentümliche Kategorie von Nachrichten. Sie haben alle schon mit ihnen zu tun gehabt. Aber wie wirken diese News? Das Portal BuzzFeed hat sich mal angesehen, wie solche Falschmeldungen wirken können. Wir alle fallen auf sie herein. Deshalb müssen wir sie uns ansehen: Fast richtige Nachrichten, die enorm erfolgreich waren.

Fast richtige Nachrichten im Überblick

Da behauptete „anonymousnews.ru“, dass ein Syrer einen kleinen Harem unterhält und deshalb nicht arbeiten kann. Also bekommt er 7500 Euro „vom Staat“. Oben der Link zu BuzzFeed erklärt, warum der Artikel Blödsinn ist.

Oder haben Sie von dem Afrikaner gehört, der einem Baby den Kopf abschneidet und niemand davon berichtet? Der bei „truth24.net“ gezeigte Mann ist nicht der Täter, das Baby nicht das Opfer. Und es haben alle darüber berichtet.

Ach, und die Tafel in Essen, der von Angela Merkel erklärt wurde, dass Flüchtlinge unbedingten Vorrang haben. Dies stimmt mit keinem Wort, stattdessen verdient der Betreiber der hetzenden Seite „halle-leaks.de“ verschiedene Online-Shops.

Der „Berliner Express“ erzählte, dass Grünen-Politikerin Roth während des Ramadan Alkohol verbieten lassen würde. Nur war das Satire. Genau das verschwiegen aber AfD-Granden, und deren Fans glaubten den Spaß.

Der Rundfunkbeitrag des einen Bruders wurde durch den anderen Bruder am Verfassungsgericht „durchgewunken“. Behauptete „Journalistenwatch“. Aber bis auf die Tatsache, dass beide Männer in der Tat Brüder sind, stimmte nichts an der Meldung.

Deutschland nimmt abgelehnte Asylbewerber auf, behauptete „truth24.net“. Das ist falsch und wurde von offizieller Seite und von etablierten Medien so nie behauptet. Aber es klickt gut.

Merkel würde Deutschland hassen und sei wahnsinnig, behauptete „news-for-friends.de“ unter Berufung auf einen kanadischen Journalisten. Allerdings hatte der das nie so gesagt.

Und „anonymousnews.ru“ behauptete, dass es nie um Flüchtlinge, sondern um Neuansiedlung ging. Also die klassische Umvolkung. Dafür gibt es aber keine Belege, egal was Matthias Matussek da behauptete.

Wer steckt hinter solchen Seiten?

Nehmen wir einfach mal „halle-leaks.de“. Die wird von Sven Liebich betrieben, ein Polemiker, der seine „News“ als Nachrichten verkauft und damit seine Onlineshops befeuert. Er wirbt ganz offen mit „#merkelmussweg“. Kann man machen, muss man aber nicht.

Die Seite „truth24.net“ wird von „F. Mueller“ angeblich aus Uruguay betrieben. Die Seite wird mit „Wahrheitspresse“ beworben und verfügt über ein unvollständiges Impressum in spanischer Sprache. Angeblich decken sie Propaganda auf und wollen „den Rechtsradikalen“ nicht die Intepretationshoheit überlassen.

Die in Russland registrierte Seite „anonymousnews.ru“ erzählt drastisch von den bösen und schlimmen „Messer-Männern“. Die Inhalte sind per se aber nicht im rechten Spektrum zu finden. Vielmehr handelt es sich um eine Seite, die gezielt Falschmeldungen und Hass verbreiten. Es wird vermutet, dass das durch die Registrierung in Russland begünstigt wird.

Der „Berliner Express“ sagt ganz offen, dass sie Satire machen und auch als solches verstanden werden wollen. Den Fans der AfD und von Erika Steinbach und Co. wird genau dieses Details allerdings unterschlagen. Das ist aber keine Schuld der Webseite. Die Stimmungsmache kommt hier von den Verteilern.

Bei „journalistenwatch“ oder „JouWatch“ ist es so, dass die Berichterstattung selbst kritisiert wird. Allerdings wird sie islamkritisch und rechtspopulistisch angesehen. Finanziert wird sie aus den USA und durch aggressiv eingeblendete Spendenaufforderungen.

Eine Seite, die wie „news-for-friends.de“ in Deutschland registriert ist, muss ein Impressum haben. Das findet man allerdings nicht. Stattdessen „Kinderehen“, „Vergewaltiger“, „Verschwörung“ oder „Globale Kontrolle“. Die Seite soll zu den rechten Medien gehören und aus Moskau betrieben werden. Man veröffentlicht Falschmeldungen und übersetzte Satire-Artikel, ohne dies zu kennzeichnen.

Was stimmt denn nun?

Fast richtige Nachrichten zeichnen sich dadurch aus, dass ein Teil durchaus stimmt oder zumindest stimmen kann. Wie bei der Nummer mit dem Rundfunkbeitrag des einen Kirchhof-Bruders, der von dem anderen Kirchhof-Bruder durchgewunken worden sein soll. Das stimmt nicht, weil das ein Richter gar nicht allein macht. Also: Außer Brüdern nichts gewesen.

Man kann wunderbar Stimmung erzeugen. Und dadurch schafft man Raum für Hetze. Am Ende ist es wirklich so, dass man beim Konsumieren von Nachrichten mehrere Quellen nutzen muss. Denn im Grunde sind das alles fast richtige Nachrichten. Auch die Tagesschau, die ja einen groben Überblick liefern soll. Alle Details können in 15 Minuten Sendezeit nie erzählt werden.

Niemand sollte ohne zu hinterfragen irgendwas teilen oder so. Ich stolpere auch immer wieder über „Politically Incorrect“ und „Compact“ und derartiges. Was da zum Teil geschrieben steht, schreit zum Himmel, so falsch ist das. Aber eben nur „zum Teil“. Und das ist das große Problem. Darum muss man ernsthaft sagen: Lesen bildet.

Bilden wir uns also eine Meinung, indem wir hinterfragen. Fragen wir also bei Nachrichten immer wieder: Was stimmt denn nun? Viele seriöse Publikationen fallen zwangsläufig unter „fast richtige Nachrichten“, weil sie nicht alles überblicken können. Andere polemisieren oder hetzen für ein bestimmtes Ziel. Nichts muss stimmen, darum muss man das Alles hinterfragen.

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