Geht euch das ganze Gerede zur Klimakrise auch so auf den Geist? Es wird palavert und demonstriert, petitioniert und beschlossen. Und wofür das Ganze am Ende? Ich bin es so leid, dass die Einen auf der Welt eine scharfe Umkehr fordern und es die Anderen auf der Welt einfach nicht interessiert. Machen wir also weiter wie bisher? Woher nehmen wir das Recht, das so zu entscheiden? Ein Gedankenexperiment.
How dare you? – Eine Klimakrise im Tränenmeer
Es gibt wenige Menschen, über die im Jahr 2019 so erbittert diskutiert wurde wie über Greta Thunberg. Die junge Schwedin hat die Menschheit gespalten. In die, die das Ende Welt unmittelbar bevorstehen sehen. Und in die, die sagen, dass nur der Teufel an die Wand gemalt wird, um eine neue Weltordnung zu diktieren. Beides ist übertrieben. Aber ist es deshalb falsch?
Ich behaupte ja, dass der Mensch es nicht besser verdient hat, im Dreck zu ersticken, wenn man es durchaus als okay einstuft, sein Wohnzimmer mit Müll vollzustopfen. Ach, ihr denkt, der Mensch ist bis auf ein paar Ausnahmen reinlich? Aber wo bitte kommen dann die ganzen Dreckberge her? Wo die Müllstrudel? Wo die Umweltbelastung im Allgemeinen?
Wir befinden uns in einer Klimakrise. Man müsste den Hintern hoch kriegen. Stattdessen ersäuft man die Klimakrise im Tränenmeer einer Sechzehnjährigen. In Madrid ging der Klimagipfel zu Ende, ohne dass auch nur halbwegs irgendeine sinnvolle Sache geboren wurde. Also bleibt alles beim Alten. Und dafür der ganze Aufwand? Im Internet kommt man schnell mit „Slowclap“ daher:
#COP25 – Eine UN-Klimakonferenz zum Einschläfern
Die 25. „Conference of the Parties“ – also die #COP25 – war die UN-Klimakonferenz 2019. Was wurde am Anfang alles darüber erzählt! Letztlich ist da ein zahnloser Tiger vor dem Holzkohle-Ofen gelandet. Man hatte sich mit „TimeForAction“ auf die Fahnen geschrieben, dass nun die Zeit zum Handeln sei. Heraus gekommen ist nichts, was der Rede wert sein würde.
Ob nun eine Klimakrise vorliegt oder nicht, ist doch aber eigentlich unerheblich. Man darf doch nicht erwarten, dass in Kumbaya-my-Lord-Manier herbei gerufene übersinnliche Kräfte irgendwas ändern könnten. Das muss der Mensch schon selbst machen. Und dem Menschen muss es doch irgendwie gefallen, wenn sein Lebensraum weiterhin lebenswert bliebe.
Beziehungsstatus: Es ist kompliziert
In Beziehungen zwischen Menschen kann es gern mal haarig zugehen. Manchmal fliegen da auch die Fetzen. Bei Facebook stellt man dann als Beziehungsstatus „Es ist kompliziert“ ein. Der Beziehungsstatus zwischen Mensch und Natur ist aber auch kompliziert. Einerseits haben wir einige Milliarden Menschen auf der Erde, die versorgt werden wollen. Andererseits haben wir eine sensible Natur.
Das müssen wir wieder in Einklang bringen. Und ohne Einschnitte wird es nicht gehen. Auch im Zwischenmenschlichen gilt: Wer eine Beziehung, die zu scheitern droht, aufrecht erhalten will, stellt nicht nur den Beziehungsstatus auf Facebook ein. Sondern diese Menschen arbeiten an einer Lösung, an einem Kompromiss. Diese Menschen verlangen von sich Einschnitte.
In der Beziehung zwischen Mensch und Natur gibt es einen Vermittler, mit dem alles steht und fällt: Der Markt. Wann ist das eigentlich gekommen, dass man alles dem Markt und damit den Dompteuren mit viel Geld überlässt? Menschen brauchen immer Leitplanken. Die geben wir unseren Kindern mit. Warum scheut man sich davor, dem Markt Leitplanken aufzuzeigen?
Macht mal Urlaub!
Wenn im Beziehungsstatus „Es ist kompliziert“ steht, kommen nicht selten gut gemeinte Ratschläge wie „Macht mal Urlaub!“ um die Ecke. Der Grundgedanke ist ja auch nicht schlecht. Denn um so einen gordischen Knoten zu lösen, kann man eben nicht so weitermachen wie bisher, sondern muss etwas verändern. Das Kahn’sche „Weiter, immer weiter“ zieht hier nicht.
Insofern hatte in meinen Augen Hape Kerkeling als Evje van Dampen Recht (YouTube-Link), die von ihren Eheproblemen mit ihrem Mann Huub erzählte. Die Ehe ist eine Krisenzeit, in der man Probleme bewältigt, die man allein gar nicht hätte. Letztlich heißt es ja auch „Blowjob“ und nicht „Blowholiday“. Und so muss man das auch mit der Klimakrise sehen.
Am Ende ist es wirklich so: „Liebe ist Arbeit, Arbeit, Arbeit“. So auch in der Beziehung zwischen Mensch und Natur. Die Menschen dürfen gern einen Weg finden, wie sie vernünftig auf der Erde leben und nicht weiter ihren Lebensraum kaputt machen. Da sich aber alles immer ändert, passt sich auch die Natur ein Stück weit an. Das nennt man Kompromiss.
Die Menschen müssen zu Kompromissen in der Lage sein, müssen bereit für Veränderungen sein. „Macht mal Urlaub!“ trifft es da ziemlich gut. Irgendeine Veränderung muss her. Damit diese Ehe zwischen Mensch und Natur Bestand haben kann. Sonst passiert halt das Unausweichliche.
Lass uns Freunde bleiben
Ein gemeinsamer Urlaub, Paartherapie, Eheberatung, Vermittlung durch Freunde und andere Mediatoren haben allesamt nichts gebracht. Was bleibt dann noch? „Schluss machen“ klingt hart, ist aber oftmals der einzige Ausweg, wenn Kompromisse nicht mehr ziehen. Nur was machen wir denn mit der Liaison zwischen Mensch und Natur?
Wir können uns nicht einfach so einen neuen Lebensraum suchen. In Beziehungen zwischen Menschen kommt als Lösung „Lass uns Freunde bleiben“ heraus. Aber wie ist das bei diesem Thema, das auch die Weltklimakonferenz umtrieb? Man hat sich darauf geeinigt, dass man sich auf nichts einigen konnte. Und so machen wir weiter wie bisher. Bis der Planet zurückschlägt.
Ein mehr oder weniger ungefährer „Status quo“ innerhalb von Beziehungen, mit dem man nur so halb leben kann, wird zu nicht viel führen. Die Probleme, die zur Krise geführt haben, werden nur in die Zukunft verlagert. So ist das auch mit der Klimakrise. Wenn wir sie nur endlich mal als solche benennen würden. Aber nicht mal darauf können wir uns einigen. Bis es mal richtig scheppert.
Fadenscheinige Deutungshoheit
Alarmismus hier und dort und überall. Wem bringt das was? Wir brauchen doch einfach nur nach draußen zu schauen. Am Wochenende haben wir uns unsere „Halleluja-Staude“, also unseren Weihnachtsbaum, gekauft. Da standen Exemplare rum, die zum Teil gelbe Nadeln hatten. Das liegt nun einmal an der Trockenheit. Und der x-te milde Winter in Folge? Wer erklärt mir das?
Ich meine, man muss jetzt keine Panik schieben. Weder die alarmierten Klimaschützer, noch die, die es komplett anders sehen. Wenn es nun aber mal so ist, dass es aufgrund des Handeln der Menschen viel zu schmutzig auf der Welt ist (denken wir an die Mikroplastik), muss man doch anfangen, sauber zu machen. Niemand lebt gern im Müll, oder?
Insofern haben die Klimaschützer Recht, oder? Die Kritiker haben aber auch Recht. Denn oftmals hört man etwas von Verboten und derartigem. Ich schrieb oben etwas davon, dass es nicht ohne Einschnitte gehen wird. Das Schlimmste, was aber passieren kann, ist der fadenscheinige Kampf um die Deutungshoheit. Denn damit kommt man nicht einen einzigen Schritt weiter.
Und wie jetzt weiter?
Wir sollten alle aufhören, uns mit Falschnachrichten und übertriebenen Forderungen zu überziehen. Ja, es geht nicht ohne Einschnitte, zum Dritten. Aber es wird eben nicht funktionieren, wenn nur eine Gruppe fordert und sich alle anderen danach richten sollen. Am Ende muss doch die Vernunft siegen. Oder sehe ich das falsch?
Alle müssen mithelfen. Ich glaube aber nicht, dass wir das mit Zwängen schaffen. Selbst die Industrie empfiehlt hohe Preise für die Emission von Kohlendioxid. Dann kann man diese auch einführen. Immer weniger Menschen wollen ihre Nahrungsmittel in Plastik-Verpackungen kaufen. Dann können diese auch weg. Es sind kleine Schritte. Aber diese können wirken.
Denn am Ende macht die Natur auch ihre kleinen Schritte. Die Welt wird wieder grüner, es regnet vielleicht auch wieder so viel, dass es zwar keine Überschwemmungen, dafür aber mehr Pflanzen gibt. Jaja, ich weiß schon, das sind Träumereien. Wir wollen doch aber nicht ernsthaft gefährliches Fahrwasser auf der Erde erleben, oder?
Na klar, die Politik mit ihrem komischen Klimaschutz-Paket braucht kein Mensch, um etwas der Klimakrise entgegen zu setzen. Jeder kann ein wenig mithelfen. Aber dann eben tatsächlich jeder. Es gibt doch eigentlich auch keine Ausrede. Ich kann mich täuschen. Aber ich glaube, das ist der Weg aus der vermaledeiten Klimakrise, die niemand haben will.