Über die Leipziger Kommunalpolitik kann man trefflich debattieren. Aber jetzt hat Leipzigs Oberbürgermeister Jung etwas richtiges erzählt. Auch Leipzig bekommt es zu spüren, dass einfach irgendwo zentral entschieden wird, dass Kommunen einfach mal so wahllos Flüchtlinge vor die Füße gekippt werden. Das zum Beispiel ist der Kern der völlig fehlgeleiteten Flüchtlingspolitik und überhaupt der falsche Umgang mit Flüchtlingen hier in Deutschland.
Im sozialen Netzwerk Facebook ist heute im Profil von Burkhard Jung zu lesen:
Nein, es ist nicht in Ordnung, die Ernst-Grube-Halle für die Erstaufnahme von Flüchtlingen zu nutzen. Es gibt und es hätte bessere Lösungen gegeben. Das Innenministerium hätte die Stadt nur einbeziehen und fragen müssen.
Insbesondere der Staatssekretär handelt kopflos.
So schürt man Unverständnis auch bei Gutwilligen!
Hintergrund ist, dass die Leipziger Sporthalle namens Ernst-Grube-Halle als Erstaufnahmelager genutzt werden soll und durch diese Entscheidung allerlei Zorn geschürt wurde. Die befindet sich westlich der Innenstadt, gehört zum Sportforum und demnach auch zur Universität Leipzig dazu und ist in der Nähe der Arena Leipzig und der Red Bull Arena. Die Halle wurde vom Land und von der Fakultät begutachtet und als tauglich eingestuft, und so sollen ab heute 500 Flüchtlinge übergangsweise dort einziehen. Hintergrund ist, dass das Quartier im Leipziger Süden in der Friederikenstraße ab heute voll ist und weiter Flüchtlinge kopflos angekarrt werden.
Und das ist es, was ich meine: Leipzig möchte gern Flüchtlinge aufnehmen. Natürlich ist die Stadt dazu verpflichtet. Es sollen ja auch gern Flüchtlinge kommen. Aber irgendwie fehlen doch die Voraussetzungen. Man will doch sicherlich keine Decken auf Wiesen ausbreiten. Aber wenn das so weitergeht, dann kommt das soweit. Und wenn der Oberbürgermeister der Meinung ist, dass es Alternativen zur Sporthalle gegeben hätte, dann wird man ihm das wohl glauben müssen. Ich denke auch, dass dem so wäre.
Jetzt ist die spannende Frage, warum hier die sächsische Landespolitik keine anderen Objekte in Betracht gezogen hat, wenn es die doch laut Burkhard Jung gäbe. So schafft man für Leipzig Probleme, die mit vielleicht nicht gar nicht auftreten würden, wenn man besonnen gehandelt hätte. Jetzt kann man nur hoffen, dass die Unterbringung der Flüchtlinge wirklich nur von kurzer Dauer ist und sie anders Herberge finden.
Man bedenke sich nur einmal, dass a) auch irgendwann mal wieder ein Winter kommt und eine Turnhalle da eher zugig ist, b) hunderte Menschen dort eingepfercht sein sollen und c) die Flüchtlinge vielleicht über Monate oder gar Jahre in der Stadt bleiben, bis zum Beispiel Krieg und Terror im Herkunftsland vorbei sind. Da muss man doch dann für eine Unterbringung sorgen, bei der nicht mit großen Krankheitsbildungen und mit Ghettoisierung zu rechnen ist. Aber genau das ist absehbar in einer Unterkunft für Hunderte. Und das ist das kopflose Handeln der Herrschaften in Dresden, worüber sich Burkhard Jung echauffiert hat. Und ich denke, damit hat der Mann Recht. Oder wie sehen Sie das?