Was hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Sachen Pflege übersehen? Wie ist das mit dem siechenden Patienten, bei dem einem die Bedürftigen und die Mitarbeiter eigentlich nur noch leid tun können? Man kann es niemandem recht machen. Aber man muss sich dem möglichst annähern. Im Abwasch der Woche schreibe ich dazu. Das Thema geht uns ja alle an. Und eigentlich kann auch jeder irgendwas dazu sagen. Denken Sie nicht auch?
Notstand in der Pflege
Es gibt grob geschätzt 36000 unbesetzte Stellen in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Wenn ich mich so umhöre, dann ist das wirklich fatal, was da gerade passiert. Man könnte meinen, dass die 36000 Stellen nur der unbedingt notwendige Bedarf ist. Um eine würdevolle und vollumfängliche Pflege zu gewährleisten, müssten sicherlich noch viel mehr Arbeitsplätze geschaffen und auch besetzt werden. Ich sehe nicht einmal, dass die angekündigten 8000 Stellen aus dem Koalitionsvertrag besetzt werden.
Wie oft hört man von unterbezahlten Pflegekräften, von Doppelschichten, von hundsmiserablen Zuständen? Wenn ich mir so überlege, was man immer mal zu erfahren bekommt, dann ist das wirklich desaströs. Und ganz ehrlich: Ein so reiches Land wie Deutschland muss sich doch eine vernünftige Pflege leisten können. Gerade, wenn ungeahnte Steuereinnahmen sprudeln, muss man doch das Momentum nutzen und in dem Bereich ausbauen. Das verpasst man. Und dafür kann man auch Jens Spahn verantwortlich machen.
Man will Kräfte für die Pflege finden
Jens Spahn als Bundesgesundheitsminister hat nun angekündigt, mindestens 13000 Pflegestellen zu schaffen. Das ist ja auch gut und schön. Aber mit welchen Menschen will man diese besetzen? Es will ja schlichtweg niemand mehr in der Pflege arbeiten. Nun will er selbst aus dem Ausland Pflegekräfte anwerben. Aber was ist mit den Flüchtlingen, die bereits da sind und schon in der Pflege eingesetzt wurden? Die haben zum Teil großartige Arbeit geleistet und wurden dennoch abgeschoben.
Hier haben die Grünen sogar sinnvolle Vorschläge gemacht. Insofern könnte man vielleicht die Lage mit den Flüchtlingen auch als Chance begreifen. Oder würden Menschen, die gepflegt werden müssen, lieber zu lang auf Hilfe und Versorgung warten wollen, als dass sie sich von einem ausgebildeten Flüchtling helfen lassen? Und wenn sie „nur“ den Zeitvertreib übernehmen oder beim Essen helfen und damit die Pflegekräfte entlasten, wäre es zumindest eine Unterstützung.
Stattdessen sollen Pflegekräfte aus dem Ausland geholt werden. Was soll dann mit den in Ausbildung befindlichen Flüchtlingen passieren? Diese Ausbildung kostet schließlich auch Geld. Und Sprachbarrieren gibt es sowohl bei Polen oder Tschechen, die geholt werden, als auch bei Syrern oder Marokkanern. Tut mir leid, das ist für mich nicht nachvollziehbar. Vielleicht kann das Jens Spahn ja noch klar machen, wo er doch sonst so wortgewaltig daher kommt.
Was nun, Herr Spahn?
Bundesgesundheitsminister Spahn wird die Pflegesituation nicht lösen können, wenn er nicht endlich aufhört, halbgares Zeug zu erzählen, und wenn er nicht beherzt agiert. Klar ist, dass er vermutlich nicht an der Situation schuld ist. Aber er hat den Hut auf in der Gesundheit. Er muss handeln. Und dazu gehört, auch die Chancen zu nutzen, die da sind. Damit meine ich auch, dass Menschen, die die Arbeit machen wollen und sowieso schon da sind, ihre Arbeit auch machen lässt.
Das kann funktionieren. Man muss dazu aber auch unbürokratisch einfach mal machen. Jede Arbeitskraft in der Alten- und Krankenpflege ist dringend notwendig, die da ist. Die darf man doch nicht unbedingt in ein Flugzeug setzen. Diese Menschen braucht man. Und sei es „nur“ zeitweise. Aber wie will man diesen Pflegenotstand sonst in den Griff bekommen? Das hat Minister Jens Spahn einfach mal übersehen.