Ich wollte nichts politisches mehr schreiben. Aber nach den Ereignissen im südthüringischen Sonneberg muss ich mal ein paar meiner Gedanken hier in den Blog tun. Mir liegt es dabei einerseits fern, mir anzumaßen, irgendeine tiefe Meinung oder gar Expertise zu haben. Und andererseits liegt es mir völlig fern, irgendwen von vornherein zu diskreditieren. Deshalb haben sicherlich aufmerksame Leser mitbekommen, dass ich in der Überschrift ein Fragezeichen habe. Ich möchte nämlich hinterfragen, ob das dort wirklich alles Nazis sind.
Wo liegt eigentlich Sonneberg?
Wir waren im Frühsommer 2022 in Südthüringen. Ich habe euch dazu erzählt, dass uns die Menschen in Südthüringen irgendwie anders vorkamen. Nein, keine Angst, ich haue niemanden in die Pfanne, indem ich erzähle: „Die haben dort alle ne Meise“. Nein, das liegt mir fern, siehe oben. Aber es war schon alles irgendwie seltsam. Und ich würde darauf wetten, dass die Menschen dort in der Ecke auch ein bisschen stolz darauf sind, anders zu sein. Wobei: Was heißt das denn?
Der Landkreis Sonneberg jedenfalls liegt ganz im Süden von Thüringen. Zu DDR-Zeiten war das zum großen Teil eine Art Grenzgebiet, wenn ich die Karten richtig interpretiere. Und es gab dort so Splitter-Landkreise wie Neuhaus am Rennweg und Sonneberg. Da wurde zusammen gepanscht und auseinander gerissen, wie es der Verwaltung gerade passte. Und das setzte sich mit riesigen Gebietsreformen in Thüringen dann fort. Wie sonst sieht die Fläche von Sonneberg heute so aus wie eine Sanduhr?
Sie haben in Südthüringen auch so ihren eigenen Dialekt. Dort ist man eher den Franken als den Thüringern verbunden. Das soll am Rennsteig liegen, der das Bundesland durchzieht. Und so sind sie in Sonneberg mehr mit Neustadt bei Coburg als mit Erfurt verbunden. Jedenfalls war die Stadt – und eben auch der Kreis – in der damaligen DDR mehr oder weniger so eine Art „Gebiet der Hinterwäldler“. Ja, mir ist klar, dass das nicht stimmt, aber es dient der Einordnung.
Alles Abgehängte und Nazis?
In der Stadt leben ziemlich konstant irgendwas um die 21000 bis 24000 Menschen. Der Wirtschaft geht es durch Tourismus, Spielwaren und Keramikindustrie eigentlich ganz gut. Sie haben auch mit „MINT-SON“ einen Wissenschaftscluster in Sachen Wasserstoff und all das im Kreis. Also alles gut, hört man. Und dann wählen die einen AFDler als Landrat? Könnt ihr euch vorstellen, wie die Leute sonstwo in Deutschland hyperventilieren? Die in Sonneberg sind bestimmt alles Nazis.
Soll ich euch was sagen? Die sind nicht alles Nazis. Aber wie ich oben schrieb: Die lassen sich nicht in die Suppe spucken, das ist so eine Art Trutzburg-Mentalität. Wenn ihr in die Wikipedia guckt, wie das so mit den Gemeinden im Landkreis aussieht, seht ihr: 65 Eingemeindungen, 10 Gemeinde-Auflösungen, erfüllende Gemeinden und riesige Flächen mit Orten, die zusammen geworfen wurden. Inzwischen gibt es nur noch 8 Gemeinden – also mit der Kreisstadt Sonneberg.
Der bisherige Landrat war als Aushilfe da, weil der Vorgänger in den Ruhestand gegangen war. Jürgen Köpper war davor Bürgermeister von Mengersgereuth-Hämmern und dann von der Gemeinde Frankenblick. Das ist das Gleiche, nur angereichert um 15 größere und kleinere Gemeinden. Diese Fusion hatte wohl Köpper vorangetrieben. Und soweit ich das gesehen habe, haben ihm das die Leute nie verziehen. Ob das stimmt? Keine Ahnung.
Das, gepaart mit der Unzufriedenheit mit „Denen in Berlin“ und den ganzen Krisen auf der Welt, mit dem Fremdeln mit Thüringen und so und mit einer gehörigen Portion Reserviertheit, die wir damals in Südthüringen überall erlebt haben, erklärt wohl auch ein wenig das, was am Wochenende passiert ist. Das sind nicht alles Nazis, die den Robert Sesselmann gewählt haben. Nicht unbedingt, weil sie Nazis sind. Dieses Argument greift meiner Ansicht nach entschieden zu kurz.
Jetzt kommen sie wieder mit ihren Lehren um die Ecke
Natürlich erschrickt man sich, wenn man sieht, dass ein schwurbelnder Rechter nun Landrat ist. Aber in Sonneberg sehen sie ihn als „einen von uns“ an. Aber er kommt eben damit um die Ecke, dass Deutschland ein „Marionettenstaat der USA“ sei. Und im Wahlkampf hat er mit allem um sich geworfen, nur eben nicht mit Kommunalpolitik. Wer weiß, wie man im Landkreis Sonneberg reagiert, wenn er eben seinen Worten keine Taten folgen lassen kann.
Aber die Bundespolitik und alle Welt von Journalisten, Twitterern und alle möglichen Besserwisser kommen jetzt daher und palavern einen daher. Man müsse die richtige Lehren ziehen und die Leute mitnehmen und all das. Wie wäre es denn, wenn man sich ehrlich macht und einfach mal zugibt, dass man es nicht gut genug versucht hat? In Köln, München und Berlin wissen sie nun mal einen feuchten Dreck von Sonneberg. Und wenn, war es ihnen auch egal.
Im Osten ist man mit der SED sozialisiert worden. Wir hier in der Großstadt Leipzig können doch gar nicht genau wissen, wie es im letzten Zipfel des Arbeiter- und Bauernstaates damals aussah. Der Landstrich war eben knappe vierzig Jahre lang eingezwängt zwischen Rennsteig und deutsch-deutscher Grenze. Wer weiß, wie das dort war? Man hätte sich vielleicht einfach nur ehrlich machen müssen. Mit Lehren und Sonntagsreden holt man jedoch in solchen Gegenden keinen Blumenstrauß.
Ein Warnschuss
Es hilft nichts, einfach so zu palavern wie die AFD. Das muss die deutsche Politik nun einmal feststellen. Wer das Original nachmacht, wird schnell mal als Schwindler angesehen. Meiner Ansicht nach ist das Ergebnis in Sonneberg ein Resultat des Verhaltens der Union, die 1:1 Geschwafel der AFD übernimmt. Das Erstarken der rechten Partei hat übrigens auch enorm viel damit zu tun. Das sagen jetzt übrigens alle möglichen Experten, ist also nicht nur meine Meinung.
Und was die gesellschaftlichen Herausforderungen betrifft: Nein, Sonneberg ist da nicht hinterwäldlerisch mit dem Pumpspeicherkraftwerk in Goldisthal, mit dem Wasserstoff in Sonneberg, mit all dem, was in die Zukunft führen kann. Es darf dann aber auch nicht so sein, dass politische Entscheidungen an so Dingen wie der Bevölkerung vorbei getroffen werden. Und selbst wenn das nur so ein Gefühl ist. Es ist dann doch entscheidend.
Insofern ist die Wahl in Sonneberg ein Warnschuss für alle in der Politik: Nehmt die Menschen ernst und beschimpft sie nicht einfach nur, wenn euch ihre Meinung nicht passt. Ich mache mir ja nichts vor, dass um die 60% bei der letzten Kreistagswahl CDU und AFD gewählt haben. Natürlich ist da ein Anteil rechtsextremer Zeitgenossen dabei. Aber halt nicht alle. Ich bin am Ende tatsächlich der Ansicht, dass das Alles ein einziger Stinkefinger war.
Die etablierten Parteien müssen nun aufpassen, dass sie nicht wieder alles zum Teufel jagen. Nächstes Jahr gibt es Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen. Die AFD könnte stärkste Kraft werden. Nicht, weil hier alles Nazis sind. Sondern tatsächlich auch, weil man sich nicht mehr auf der Nase herumtanzen lassen will. Das könnte man in Betracht ziehen. Oder man schimpft wie ein Rohrspatz, so wie in Sachen Sonneberg. Aber ob das klug ist?
Ich erinnere mich mit Grauen an eine Zeit, in der ich noch gewählt habe – heute würde ich die Machenschaften unserer Parteienoligarchie nicht mehr freiwillig legitimieren – der Bundestag gewählt wurde und ich die Wahl zwischen der Helmut-Kohl-CDU, der Gerhard-Schröder-SPD, den bürgerlichen und offen armenhassenden Grünen und der unsäglichen FDP hatte (die für mich viel erwägenswerter wäre, wenn ihre Politik auch nur Ähnlichkeiten zu ihrem Programm aufwiese), sollte die Stimme nicht im Sonstige-Papierkorb landen. Was ich dann gewählt habe, entsprach nicht wirklich meiner Überzeugung und angesichts einiger mir persönlich bekannter Leute aus dieser Partei bekam ich ein leichtes Gruseln zu meinem Kreuz: Es war die PDS.
Denn dieser Gerhard Schröder, dessen teilweise mit Realitätsverlusten einhergehenden überzogenen Narzissmus, dessen Prachtentfaltungsgelüste, dessen Liebe zum Geld und zu halbseidenen Geschäftemachern und dessen hässlichen Charakter ich schon lange genug in Niedersachsen und in der EXPO-Stadt Hannover erleben und teilweise erleiden musste, und alles, was den zum Kanzler hätte machen können, war für mich unwählbar. Von der Koffer- und Ehrenwort-Partei unter Birne ganz zu schweigen…
So schnell wird man zum Wähler einer Partei, der mit einem gewissen Recht extremistische Tendenzen nachgesagt werden. Obwohl man richtige Stalinisten aus dieser Partei kennengelernt hat, wenn man das mit dem Wählen noch ernst nimmt.
Ja, Elias, genau das ist das Thema. Ich hätte es auch so darstellen können. Denn am Ende ist es ja so, dass es auch bei so etwas zwei Seiten der gleichen Medaille gibt. Danke für deinen Kommentar.
Hi Henning,
ich sehe, Du hast auch etwas die Möbel auf deinem Blog umgestellt? Sieht gut aus.. :-)
Ähmm, ja… wo fange ich an?
Zuerst mal, stimmt alles was Du sagst. Und leider auch was Elias geschrieben hat. Der Bürger (ich kann jetzt allerdings nur von mir sprechen) ist nicht Politik verdrossen – sonst würden wir uns ja nicht darüber aufregen, was in Sonneberg passiert ist – er ist Politiker verdrossen. Wenn ich als Bürger das Gefühl habe (und das habe ich seit Jahren und wenn man sich etwas mehr mit dem ganzen Partei-Klüngel befasst) dass es gar nicht um mich geht, sondern nur darum sich durch eine hohe Prozentzahl in die Koalition zu (er)pressen, damit man seine Lobby befeuern kann und sich nur die Taschen voll macht, bzw. gutdotierte Pöstchen in irgendwelchen Aufsichtsräten einheimst, die das Grundstück für die Villa mit eigenem Bootsanleger am Starnberger See finanziert – dann würde ich lieber die langläufige rausholen als irgendeinem dieser Schlangenölverkäufern meine Stimme zu geben.
Für mich unvergessen unter der „SPD“ Müntefehring und Clement, die den Kündigungsschutz aufgeweicht haben, um die ganzen Heerscharen von Leiharbeiterfirmen reich zu machen (um hinterher bei denen außertarifliche Gehälter zu beziehen – ein finanzielles Dankschreiben für den Verrat an der Klientel, die eigentlich den Namen und die Bedeutung des Begriffs SPD irgendwie anders in Erinnerung hatten). Und Herr Schröder hat mit der „GAZPROM“ für mehr als ein Leben ausgesorgt. Aber die SPD kann ja noch mehr – Gabriel wollte sich mit den TTip-Verträgen das Altenteil vergolden lassen, Scholz steckt mit beiden Händen tief in der Geschichte mit dem Hamburger Hafen. Apropos: Was sagt denn unser Oberlenker zu Sonneberg? Ist wohl in Urlaub..
Und was Merz, Söder, Lindner und Co. von der fossilen Energie – und Automobil-Lobby an Lügen verbreiten um bloss Angst vor den Grünen zu schüren ist so was von verachtenswert und schäbig – da könnte ich strahlkotzen.
Dass Sie die gleichen Parolen wie die Nazis verlauten lassen, zeigt, dass Sie im inneren kein bisschen besser sind. Ich denke auch, dass nicht jeder AFD – Wähler ein Rassist ist, wahrscheinlich gibt es bei der CDU und der AfD Teilmengen, und wenn man sich Sonneberg anschaut, dann hat der AfD-Mann gegen einen CDU-ler verloren. Und die CDU ist mittlerweile AfD „light“ (heißt nur anders). Ist wie bei Raider und Twix: „es änderts sich nur der Name, sonst bleibt alles wie es ist“ (Werbe-Zitat). Also warum nicht gleich das Original nehmen..
Und wenn man dann liest, dass nach dem Wahlerfolg der AfD der Herr Merz den Grünen dafür die Schuld gab, dann ist klar, dass bei der Wahl: „Demokratie“ oder „fettes Bankkonto“, die Demokratie immer verlieren wird..
Bleib gesund!
CU
Ja, die Möbel stehen etwas anders, wie ich hier aufgeschrieben hatte.
Stimmt, was du da schreibst. Deshalb habe ich ja auch immer Artikel geschrieben, dass man sich mal ehrlich machen sollte. Aber dann passt das ja nicht mehr zu den Karriereplänen mit den hochdotierten Beraterverträgen.
Ich bin ganz bestimmt kein Schwurbler. Ich muss das einfach mal so benennen. Aber wenn man so sieht, was in der Politik los ist, weiß man, dass das mit der Demokratie nur eine Simulation ist.
Interessant, dass immer keiner wirklich verantwortlich ist für eine Entwicklung, die mir persönlich fast egal ist. Lange genug haben das Parteienestablishment gegen die Partei geschossen, deren Brüder und Schwestern in vielen anderen Ländern längst dazu zählen. Nur in Deutschland wollte man nicht aushalten, dass etwas Rechtsnationales, Antisemitisches und Ausländerfeindliches etwas, das nach 45 doch nie wieder deutsche Politik bestimmen sollte, Platz greifen könnte. Nur hat „man“ die Rechnung ohne die Bürger gemacht. Die sind nun mal diejenigen, die wählen gehen – oder auch nicht. Und wenn die aus welchen Gründen auch immer, eine zugelassene Partei wählen, sollte man das als Demokrat eigentlich akzeptieren können. Eigentlich. Aber es gibt eine derart starke Zunahme von moralinsauren Sektierern in unserem Land, dass in Deutschland leider ganze viele Menschen demokratische Verhältnisse erfolgreich abstreiten können.
Mir gefallen die Positionen der AfD nicht. Ich werde wütend, wenn ich deren Protagonisten reden höre. Leider geht es vielen anderen mit meiner politischen Haltung allerdings auch nicht anders. Konservativ, Progressiv, links, rechts, grün, liberal. Alles sollte nebeneinander gehen – in einer Demokratie.
Die Polykrise soll der Grund für den Rechtsdruck im Land sein. Jau. Wütend sind sie, die Menschen. Über eine Politik, die kaum mehr nachvollziehbar ist. Wahrscheinlich stimmt es, dass sich die Ampel insbesondere (nun ist die Union kein Stück überzeugender) ein Vermittlungsproblem hat und sich vor allem am Geschrei von Minderheiten orientiert. Allein dieser Eindruck macht viele kirre.
So wie ich überzeugt davon bin, dass die Auseinandersetzung und Kritik alle Wähler der Nazi-Partei AfD einschließen muss, so sehr bin ich überzeugt davon, dass allgemein gesagt, unser politisches Personal keine Schnitte mehr in der Öffentlichkeit machen kann. Man nimmt den Führungspersönlichkeiten Deutschlands ihren Führungsanspruch nicht ab. Nicht, dass es unter ihnen keine integren, klugen Leute gäbe. Aber was passiert in dieser Zeit mit jedem, der auch nur im Ansatz gegen den Strom schwimmt? Nun, das Beispiel Robert Habeck zeigt es. Die Liste lässt sich (nicht nur im Kreis Grüner Politiker) auf beachtliche Länge bringen. Für mich ist die Medienlandschaft mit ihren Untiefen hauptsächlich verantwortlich für die Atmosphäre in Deutschland. Im Ausland ist das aber nicht anders. Wahrscheinlich stimmt es, dass eine Eigenschaft den Deutschen immer noch anhängt und die unsere Landsleute (alle Länder) im Hinblick auf eine notwendige und reflektierte Problembearbeitung schwer behindert. Das ist ein Hang zum Negativismus, ein Hang zum Grübeln und Nachdenken über das hinaus, was andere Völker vielleicht in dieser Weise nicht tun. Man kann sich das Leben auch unnötig schwer machen. Den Sachsen sagt man nach, dass sie schon immer zu den renitentesten und am schwersten zu überzeugenden Landsmannschaften im Land zählen. Ich glaube an solche Hintergründe, auch wenn sie historischen Ursprung haben und eher nur auf anekdotischer Evidenz basieren. Es ist gut, dass wir verschieden sind und unterschiedliche Ansätze für unser Leben haben. Wenn wir uns den Raum dafür erlauben und nicht gleich immer hysterisch werden, hätten wir für Deutschland viel gewonnen.
Ja, Horst, da gebe ich dir Recht. Wir Sachsen sind ein komisches Volk. Erinnerst du dich an die ARD-Miniserie „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“? Mindestens seit dem „Alten Fritz“ dauert die Renitenz der Sachsen an, aber ich nehme an, das geht noch unfassbar viel länger.
Im Bekanntenkreis habe ich viele, die irgendwas komisches vor sich hin palavern. Allerdings kann ich bei keinem einzigen Menschen in meinem nahen und weiten Umfeld sagen, dass die rechtsextrem sind. Es ist eher so eine latente Dagegen-Haltung, die auch dadurch manifestiert wurde, dass während der DDR Sachsen von Ost-Berlin her ausgesaugt wurde.
Aber das ist ja nicht alles. Ich habe ja Südthüringen erlebt. Ich bin ein weltoffener, vermutlich offenherziger Mensch. Dort schlug uns die geballte Reserviertheit entgegen. Und ein Kollege in Erfurt sagt nicht umsonst: „Die in Südthüringen haben alle einen an der Klatsche“. Vielleicht stimmt ja meine Theorie mit der Enge zwischen Rennsteig und ehemaliger Deutsch-deutscher Grenze.
Nein, mir gefallen die Positionen der AFD auch nicht. Und ich weiß, dass der Laden auch bloß keine einzige Lösung hat. Man muss aber leider akzeptieren, dass es diesen Verein gibt. Und so muss man sich ehrlich machen und sie mit Argumenten packen. Ständig von „Pack“ und „Nazivolk“ zu erzählen, hilft doch nicht weiter.
Henning, hier gehe ich nicht ganz mit dir mit. Natürlich sind nicht alle Nazis in Sonneberg, aber wenn man unzufrieden ist, gibt es doch trotzdem keinen Grund, eine rechtsextreme Partei bzw. den AfD-Kandidaten für das Landratsamt zu wählen. Man hat noch genügend andere Möglichkeiten, seine Unzufriedenheit zu zeigen. Zum Beispiel mitmachen, aber das ist ja zu anstrengend. Das ewige Meckern kostet aber mehr Energie als mitmachen.
Wenn eine rechtsradikale Gesinnung in Deutschland außerdem wieder salonfähig wird, wie es momentan aussieht, macht mich das schon sehr traurig, wütend und auch ein bisschen ängstlich. 😡 Unabhängig von Sonneberg. Wir brauchen Vielfalt in der Gesellschaft. Und nicht jeder „Ausländer“ wird kriminell oder faul. Und wenn ich den Spruch von den Wählern höre: Ich habe ja nichts gegen „Ausländer“, aber es werden zu viele, da frage ich mich auch, wo denn? Im Landkreis Sonneberg zum Beispiel bestimmt nicht.
habe: Die AfD möchte nur eins und zwar: die Demokratie unterwandern und abschaffen. Aber nein, wir wählen sie trotzdem, weil sie ja ach so super draufhauen kann. Da frage ich mich aber, was sie sonst kann. Ein richtiges Wahlprogramm haben sie jedenfalls nicht. Außerdem haben sie keine Lösungen für Probleme. Den Klimawandel leugnen sie auch. Warum wählen wir dann diese rechtsradikale Partei? 🙄
Lorenzo
Leider nein, Lorenzo: In Südthüringen hattest du keine Wahl, da der Interims-Landrat, der die Alternative zu Sesselmann war, derbe unbeliebt war. Und ganz ernsthaft: Was ist denn hier bei mir in Sachsen die Alternative? Doch nicht etwa Kretschmer. Dulig wäre mir sehr recht, aber der ist ausgebrannt durch die ständigen Scharmützel mit Kretschmer und Urban. Klar, meckern geht immer. Aber hier ist es leider auch so, dass du nicht viele Alternativen hast.
Nein, die „Ausländer“ sind nicht das Problem. Es ist das „Orr, da drücken DIE DA OBEN uns schon wieder was aufs Auge“, das die Leute umtreibt. 2015 waren es die LKW-Ladungen, von denen ich mal im Blog schrieb. Das war halt katastrophal umgesetzt. Aber DIE große Belastung war das nun tatsächlich nicht. Allerdings ist es was anderes, wenn dir die Belastung eingeredet wird. Wenn dann noch so eine latente Dagegen-Haltung wie hier in Mitteldeutschland vorherrscht (siehe andere Kommentare hier), kommt dann das bekannte Ergebnis zustande.
Die AFD hat keine Lösung, kein Programm, keine Vision. Das ist auch allen anderen klar. Außer der vielleicht 4 oder 5% der Wähler. Aber sie können wunderbar dagegen sein. Und das passt bei denen, die gegen DIE DA OBEN wettern gut rein. Und leider verfängt das dann auch.
Naja, das ist trotzdem wirklich keinen Grund, die AfD bzw. ein AfD-Mann zu wählen. Für mich gäbe es noch genug Alternativen. Die AfD ist unabhängig davon nur eine rechtsextreme Partei, sonst nichts. Ob jedem es so klar ist, bezweifele ich. Natürlich lief einiges katastrophal und gibt Belastungen. Aber einiges läuft auch richtig. Nicht alles ist nur Schwarzweiß. Auch in Sonneberg selbstverständlich nicht. Das möchte ich auch klarstellen, aber wie gesagt, die AfD zu wählen, finde ich trotz allem unterirdisch.
Lorenzo
Ich doch auch, lieber Lorenzo. Für nichts auf der Welt würden die meine Stimme bekommen. Ich sehe das ja auch so, dass es bessere Alternativen als ausgerechnet die gibt. Dennoch glaube ich, dass es doch irgendwie in die Richtung geht, was ich aufgeschrieben hatte.
Henning, ok, ich glaube es aber nicht ganz. Aber so oder so müssen wir auf jeden Fall aufpassen, dass AfD nicht noch stärker wird.
Lorenzo
Da hast du natürlich Recht. Ich hoffe ja inständig, dass diejenigen, die sonst eigentlich nicht gegen die Hauswand gelaufen sind, wieder klar denken können und dem ganzen Zauber nicht weiter aufsitzen.
Ja, Henning, das hoffe ich auch sehr.
Lorenzo