Wie ist das, wenn ein Hilfebedürftiger sich ziert, bei der Bekämpfung der Notlage mitzumachen? So ungefähr muss man sich das vorstellen. Ich habe immer wieder die Diskussionen rund um die Griechenland-Krise verfolgt und bisweilen auch kommentiert. Und ich war immer auf der Seite der Griechen. Ich ging ja davon aus, dass nur der richtige Hebel gefunden werden muss, und dann steht die Akropolis wieder da in neuem Glanz. Ganz so wird es wohl nicht kommen. Die Euro-Gruppe lehnt nämlich eine Verlängerung der Griechenland-Unterstützung ab.
Wissen Sie, ich erzähle Ihnen mal was. Ich befand mich jahrelang in Privatinsolvenz. Ich werde das hier nicht ausbreiten. Aber was ich darüber erzählen möchte: Um mich zu entschulden, musste ich kräftig mithelfen. Auch von meinem Lohn und allem möglichen musste ich abgeben. Bis das Alles dann in seine Bahnen gelenkt war, verging seine Zeit. Die war sehr nervenaufreibend. Und das hat mich viele Stunden Schlaf gekostet. Aber ich musste diesen Schritt machen. Und nachdem ich Hilfe gesucht habe, musste ich auch mitmachen. Das nennt man Mitwirkungspflicht. Nun ja, das ist seit ein paar Monaten vorbei, also Schwamm drüber.
Was ich aber damit sagen will: So schmerzhaft so etwas ist, so notwendig ist es. Und vom Hilfesuchenden wird erwartet, dass er alles mögliche tut, um seine Situation zu verändern. Ich glaube, das hat die Euro-Gruppe auch von den Griechen erwartet. Ich habe Debatten mitbekommen, in denen gesagt wurde, dass man von Griechenland lediglich erwartet hatte, dass das Land den Laden aufräumt. Jetzt stecke ich nicht so tief in dem technokratischen Geschwafel drin, um das zur Gänze zu verstehen. Wenn ich aber heraushöre, dass Hilfsgelder in privaten Baustellen versickert sind und die Reichen des Landes immernoch nicht zur Unterstützung herangezogen werden, dann weiß ich, dass Griechenland nach wie vor die Hausaufgaben nicht gemacht hat.
Es kann doch nicht sein, dass sich eine stinknormale Familie in Griechenland nicht mehr genügend zu essen kaufen kann, trotz dass die Erwachsenen arbeiten, während sich die griechische Haute Volée eine Jacht nach der anderen kauft und das restliche Vermögen in der Schweiz oder sonstwo angelegt hat. Wie ist das denn mit einer Reichensteuer, mit einer Transaktionssteuer auf Börsengewinne, mit solchen Dingen? Ich bin mir sicher, dass nicht nur gefordert wurde, dass Griechenland das Sozialsystem, das eh nicht weit her war, eindampfen und die Renten kürzen soll. Da steckte mit hoher Sicherheit noch viel mehr dahinter. Aber man blickt ja nicht mehr durch.
Keine Frage, wer Hilfe braucht, der soll in einer Gemeinschaft wie der Europäischen Union auch Hilfe bekommen. Aber dann muss eben auch sicher sein, dass Hilfesuchender und Hilfeleistender am gleichen Strang ziehen. Und nachdem die jüngsten Verhandlungsergebnisse wieder erst einmal innerhalb von Griechenland abgewogen, debattiert und gegebenenfalls verworfen werden sollen, so wie so viele Unterstützungsmittel angeboten wurden, kann niemand von der Euro-Gruppe verlangen, das Theater noch recht lang mitzumachen. Wenn ich damals, vor 6,5 Jahren die Einschnitte nicht hingenommen hätte, wäre ich niemals erfolgreich durch das Insolvenzverfahren gekommen.
Natürlich muss Griechenland geholfen werden. Aber sie müssen auch mitmachen. Und das bedeutet nicht, dass der Mittel- und Unterschicht noch mehr in die Tasche gegriffen wird. Das bedeutet, dass die Oberschicht auch ihren Anteil liefern muss. Ich hatte etwas läuten hören, dass die Verhältnisse in Griechenland so sein sollen, dass 5% der Bevölkerung 80% des Vermögens hält. Und diese 5% lässt man weiter Jachten kaufen und die Villen weiß pinseln. Die sollen ihren Anteil leisten, und das muss die griechische Regierung umsetzen.
Wenn die das ablehnen, bedeutet dies dann wahrscheinlich immer Plan B: „Wenn die Reichen nicht mitmachen sollen, muss es das ganze Volk ausbaden.“ – Ich weiß nicht, ob Tsipras und Varoufakis so etwas dem griechischen Volk so erzählen. Unterm Strich bleibt für mich der Eindruck, dass die aktuelle griechische Regierung auch nur Augenwischerei betreibt. Und das kann es irgendwie nicht sein.
Natürlich hat Griechenland Goldreserven. Es kamen schon einmal Blitzmerker auf die tolle Idee, dass das Land dieses Gold verkaufen soll. Aber es gibt handfeste Gründe, warum das nicht getan werden darf. Aber ansonsten ist es nachvollziehbar, warum Bundesfinanzminister Schäuble sagt, dass es keinen Grund mehr gibt, weiter zu verhandeln. Und deshalb darf sich auch niemand wundern, warum die Verhandlungen abgebrochen und für beendet erklärt wurden und keinerlei Unterstützung mehr verlängert wird.
Ich weiß, dass es schwierig ist, mit Hilfsmaßnahmen umzugehen. Wer selbst eine Privatinsolvenz durch hat, kann das nachvollziehen. Mir ging es nie schlecht während der Zeit. Aber erst, nachdem alles im Fluss war. Ich bin mir sicher, dass es mit Griechenland nicht so weit hätte kommen müssen, wenn man denn die Hausaufgaben besser gemacht hätte. Aber die griechische Politik wollte sich eben nicht mit den „Großkopferten“ anlegen. Und was haben sie denn jetzt mit so einer Denke gekonnt?
Spätestens kommenden Mittwoch ist Griechenland pleite. Das haben Tsipras und Varoufakis nicht zu verantworten. Das ist Jahre vorher schon schief gegangen. Sie haben aber das letzte Aufbäumen zu verantworten, für das es nicht so wirklich viel Grund gibt. Sie hätten konsequenter arbeiten müssen, dann wäre nichts passiert. Das wollten sie nicht. Die Folgen wird das bemitleidenswerte griechische Volk tragen müssen. Außer den oberen 5%. Bravo.
Entschuldigung, dass das Alles recht hart klingt. Aber das ist nun einmal meine Sicht auf diese Dinge. Das griechische Volk kann am allerwenigsten etwas dafür. Aber gerade der griechische Otto-Normalverbraucher wird diese Zeche zahlen. Die Zeche dafür, dass niemand in Politik und Verwaltung willens ist, wirklich etwas an den Umständen zu ändern. Und das ist die eigentliche Tragödie.
Ganz so ist das nicht…
Denn die Euro Gruppe verlangt von Heute auf Morgen Ergebnisse, doch Griechenland hat klipp und klar gesagt dafür brauchen wir mindest 6 Monate. Doch diese will die Euro Gruppe Griechenland nicht geben.
Ich zitiere mal den Uhle: „Wissen Sie, ich erzähle Ihnen mal was. Ich befand mich jahrelang in Privatinsolvenz. “
Genau, „Jahre lang…“ Einer Privatperson gesteht man das also ein, einem Staat nicht.
Moment, die verhandeln schon ewig rum. Das ist der Gang nach Canossa. Aber irgendwann muss man zu Pott kommen. Und das scheint nicht zu passieren.
Mal noch Angemerkt:
Wer bekam denn diese Hilfsgelder und wer soll die jetzt zurück zahlen? Das sind nicht die Selben. Bekommen haben es die Banken, die bekanntlich Globalplayer sind. Somit bekamen alle in Griechenland ansässigen Banken was ab. Jede Wette auch Deutsche und Commerz Bank. Die aber gaben nix weiter, Anträge wurden und werden abgelehnt, obgleich Firmen bereits schwarze Zahlen schrieben.
Und zurückzahlen soll es nun der Staat. Von Was???
Die Reichen begannen Kapitalflucht. Der Staats-Haushalt hat keine Einnahmen. Wovon soll Griechenland das also zurück zahlen? Soll sich doch die EU das Geld von denen wieder geben lassen, denen sie es gaben. Und bitten endlich die Kapitalflüchtlinge zur Kasse, die alle ihr Geld bei europäischen Banken haben. Ergo die EU hat volle Zugriffskontrolle, Griechenland hat keine.
Das ist völlig richtig. Da stimmt insgesamt was nicht. Aber wann genau ging das kaputt?
das hat nie funktioniert, das ist die EU.
So Funktioniert die EU. Die reichen Länder sollen eigentlich für die Armen da sein, aber die Reichen stecken die Kohle ein.
So hier isser der Beweis…
Ich hatte Recht, das ganze Geld das Griechenland angeblich bekam, ging weder an die griechische Industrie, noch an griechische Banken.
Hauptnutznießer waren deutsche und französische Banken.
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama_die_reporter/Ach-Griechenland,sendung410624.html
Besonders beschämend..
Die Griechen, die schon nix mehr haben, helfen afrikanischen Flüchtlinge Beispiellos.
Das stimmt. Es sind aber nicht nur die Afrikaner, sondern auch die Flüchtlinge, die aus dem Nahen Osten vor dem IS abhauen.